007 Fragmentiertes Sein oder wie phantasiere ich mir eine Biographie

Aus aktuellem Anlass wenden wir uns in unserer 7. Folge einem geschichtsträchtigen Thema zu. Veranlasst haben uns dazu mehrere aktuelle Begebenheiten:

T-Shirts mit dem Aufdruck Stauffenberg 2.0 und geschwenkte Wirmer Flaggen sieht man immer häufiger bei  AFD Anhängern oder auch Pegida Demonstranten. Beides Insignien des Widerstandes und Zeichen eines versuchten Neubeginns in Auflehnung gegen den Faschismus – gegen ein Unrechtsregime. Diese Insignien wiesen damals den Weg in eine parlamentarische Demokratie und nicht in deren Auflösung.

Über- „tragen“ bedeutet dies auf die heutige Zeit, dass dieser Staat als Unrechtsstaat wahrgenommen und überwunden werden soll.
Aber als ob diese perfide, dumpfe und menschenverachtende  Umdeutung nicht reichen würde, werden nun auch noch vermeintliche Heroinnen ins Rampenlicht gezerrt, von ihrer braunen Vergangenheit chemisch tiefengereinigt und teils sogar als Vorbild für die sich emanzipierende Frau herangezogen.
 Die Rede ist von Leni Riefenstahl und Hannah Reitsch, die wir exemplarisch für diesen neuen Zeitgeist vorstellen. Selbst die Emma entblödete sich nicht, eine Spezialausgabe zu Leni Riefenstahl herauszugeben, auch wenn dies schon einige Jahre her ist.
Natürlich haben beide Frauen  teils außergewöhnliche Leistungen auf ihrem Gebiet gezeigt und versucht ihre Talente zur Entfaltung zu bringen. Aber immer auch dessen ungeachtet, wem sie sich anbiederten, bzw. welche Opfer es gekostet hat. Wobei hierbei nicht die eigenen Opfer zu sehen sind, sondern Opfer, die ihr egozentrisches und maßloses Selbstverwirklichungsstreben auf Seiten junger Rekruten oder KZ Häftlingen verursachten.
Das Streben es den Männern gleich zu tun, ließ sie in den gleichen Kadavergehorsam verfallen, ins Anbiedern und ins Verleugnen der eigenen Mitschuld nach dem Krieg. Vielmehr fragementierten sie ihre Emotionen und viele Aspekte ihrer Persönlichkeit ab, um in der neuen Zeit leben und sich selbst aushalten zu können.
Hanna Reitsch und Leni Riefenstahl stellten sich nicht ihrer Verantwortung und Schuld. Sie zeigten sich in geschichtsverklärender Weise und schlimmer noch, durch die Nicht-Annahme ihrer Verantwortung verhöhnten sie zynisch alle Opfer des 3. Reiches.
Als wäre dies nicht genug, so zeigt der Superlativ ihrer Geschichtsumdeutung den heutigen Supergau. Wieder ziehen Neonazi „Mädels“ durch die Straßen und nennen diese beiden Frauen als ihre Vorbilder. Um zu verstehen was da mit jungen Menschen passt, kann es hilfreich sein, aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen. Auch heute sind diese jungen Mädels wieder Staffage eines archaischen Männerkultes.
Wie schrieb der Spiegel so schön: Außen „scheinbar“ modern, im Inneren – herrscht Mittelalter.

Und jetzt genug der Worte – viel Spaß beim Hören

wünschen Herr Bumms und Frau Dings
Shownotes:
Leni Riefenstahl

Hanna Reitsch

 

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